Time for Change

Was hat euch zu diesem Projekt inspiriert?

Mit der globalen Bewegung #BlackLivesMatter, ist auch in der Schweiz der Bedarf an einem gesellschaftlichen Wandel unterzeichnet worden. In allen Schweizer Grossstädten wurde für die Gleichstellung von Black and People of Color friedlich demonstriert, zwar teils unbewilligt, jedoch unter Einhaltung der Corona-Schutzauflagen. In den sozialen Medien standen bei der #BLM Bewegung vor allem die USA mit ihren extremen Fällen von Rassismus, bspw. unberechtigte Morde an BPoC von Polizisten (i.e. racial profiling), im Vordergrund. Selbst wenn man Rassismus in der Schweiz in dieser Hinsicht nicht ganz mit der US-Geschichte der Rassendiskriminierung vergleichen kann – war und ist Rassismus auch hier in der Schweiz aktiv. So gab es im Zolli Basel im Jahr 1926 immer noch ein «Negerdorf» (bitte entschuldigt den Ausdruck, aber genau so wurde es genannt), wo BPoC ausgestellt wurden. Der Zirkus Knie hatte sogar bis 1964 (!) Exoten zur Schau gestellt im Rahmen von Freakshows - Afrikaner, Nomaden und «Feuerländer», welche hinter den Zäunen lebten und starben. Eine grausamer Teil der Schweizer Geschichte, der schnell in Vergessenheit geriet. Leider muss man auch heute nicht sehr weit schauen, um jemanden zu finden, der aufgrund seiner Hautfarbe diskriminierende Erfahrungen sammeln musste. Seien es Bemerkungen von Mitmenschen oder Schimpfereien von bspw. Fussgänger*innen, weniger Chancen auf dem Jobmarkt oder Probleme bei der Wohnungssuche – dies sind alles Begebenheiten, die das Gemüt vieler Frauen und Männer eindämmen können. Des Weiteren führen Sie zur Isolation und Abgrenzung von der Schweizer Gesellschaft. Doch dem soll nun endlich ein Ende gesetzt werden! Die Zeit Rassismus herunterzuspielen ist vorbei!

Was ist eure genaue Projektidee?

Aufklärung und Lärm machen! Um Rassismus in der Schweiz anzugehen, muss man Rassismus in der Schweiz zum THEMA machen. Man muss die Menschen über die verschiedenen Facetten von Rassismus informieren und sie auf das Thema sensibilisieren. Vor allem Kinder sollen über die Auswirkungen aufgeklärt werden, denn sie sind die Zukunft und können positiven Wandel noch viel einfacher mit sich bringen. Wir wollen ein Raum schaffen, wo kein Rassismus toleriert wird. Man muss füreinander einstehen und sich zu Wort melden, wenn jemand rassistische Bemerkungen macht. Diskriminierende Gegebenheiten sollen gemeldet werden. Auch wenn wir alle in unserer Schweizer Verfassung als gleich angesehen werden, ist die Umsetzung des Diskriminierungsverbots schleppend. So verhindern gesellschaftliche und systemische Strukturen ein Ausbrechen aus der sozialen Schicht. Für uns ist es unumgänglich, Organisation zu unterstützen, die sich im Kampf gegen den Rassismus widmen. Es gibt viele Vereine, die Anlaufstellen für Rassismus Betroffene sind. Sie fungieren als Informations-, Sensibilisierungs-, Monitoring-, und Triagestellen. Leider fehlt ihnen jedoch oft das Budget für die Umsetzung erfolgreicher Kampagnen. Genau dieser Faktor motivierte uns eine Kunstauktion und ein Crowdfunding in unser Event zu integrieren.

Was habt ihr bis jetzt konkret gemacht?

Einerseits haben wir ein Generationenevent geplant, wo künstlerisch über das Thema Rassismus in der Schweiz informiert wurde. Wir organisierten eine Living Library, Live Vorträge, Tanzeinlagen und zu guter Letzt noch ein kleines Konzert. Vor Ort gab es auch eine Kunstauktion, wo wir mehrere Bilder, welche von Künstlerinnen an uns gespendet wurden, versteigern konnten.
Das Aufklärungsevent fand in der Markthalle Basel am Mittwoch 8. Juli 2020 von 18-20:00 Uhr statt. Glücklicherweise hatte uns die Markthalle aufgrund der dringlichen #BLM Situation das Wohnzimmer für unser Event gratis zur Verfügung gestellt – worum wir unglaublich dankbar sind. Für den gesamten Event hatten wir ein Abendprogramm erstellt und einen Informationstisch, wo man sich über die Involvierten, die Vereine und unser Crowdfunding informieren konnte.

Hier folgen weitere Infos zum Programm:

  • Living Library: Primarlehrer Emanuel Brito hat einen Begegnungsort geschaffen, wo man zwei Männer of Color für Gespräche «ausleihen» konnte. Sinn dabei war es, Fragen zu klären, die Geschichte von Rassismus in der Schweiz anzusprechen und den eigenen Vorurteilen zu begegnen. Im Bereich der Living Library gab es Sofas/Sitzgelegenheiten mit Büchern für Jung und Alt, zusätzlich wurden ca. 4-5 Plakate mit weiteren Informationen zur Geschichte und Fotos aufgehängt. Dieser Bereich war am Event ab Türeinlass bis zum Schluss offen (18- 22 Uhr)

  • Short Videos von Nicolas Döbelin: Nico hatte im Juni eine Video-Serie gedreht und auf seinem Instagram Profil veröffentlicht (@nicodebelin). Er fragte Personen in seinem Umfeld nach ihren diskriminierenden Erfahrungen hier in der Schweiz. Am Ende jedes Video hatten die Protagonisten für die Zuschauer*innen jeweils eine kleine Message zum Mitnehmen. Zwei dieser intimen Videos wurden im Verlauf vom Abend auf einer Leinwand gezeigt.

  • Live Vorträge: Ein junger Mann, welcher auch von Nico interviewed wurde, war sogar vor Ort. Er beehrte uns mit einem Live-Interview, welches Stephanie mit ihm auf der Bühne führte (ca. 20 Minuten). Des Weiteren gaben wir dem Verein AfroBasel die Möglichkeit sich vorzustellen (ca. 20 Minuten). Vereinsgründer und - mitglieder waren präsent und hatten auch von ihren treibenden Erfahrungen erzählt. AfroBasel war auch einer der drei Vereine, für welchen wir Spendengelder gesammelt haben.

  • Expressionistischer Tanz: Jeannine Bruderer vom New Dance Center (NDC) Basel hat ca. 2-3 Tanzeinheiten à je 15-20 Minuten mit einer Showgroup organisiert, wo zu Hip Hop die Musikkultur von bspw. Afroamerikannerinen gefeiert wurde.

  • Kunstauktion: Ko-Projektleiterin Stephanie hatte vor Ort eine kleine Kunstausstellung organisiert, wo 3 Bilder von 18-20.30 Uhr an einer Kunstauktion ersteigert werden konnten. Ein Volontär wurde neben der Ausstellung mit einem PC platziert, so dass Angebote gleich aufgenommen werden konnten. Zusätzlich wurde auf der Webseite von Stephanie ein Online Auktionsportal erstellt, wo man auch online bieten konnte. Der Erlös kam den drei Vereinen zugute. Das Hauptbild «Time for Change» wurde von der Schweizer Illustratorin Laura Rubin an uns gespendet. Wir durften es auch für unseren Flyer verwendet. Hinzu kamen das Ölbild «we have a dream» von der Künstlerin Stephanie Künzli Ycaza und eine Fotoserie «a tiny bit closer to freedom» von der Fotografin Chantal Convertini.

  • Kollekte für das Crowdfunding: Vor Ort haben wir eine Kollekte aufgestellt, die den ganzen Abend am Eingang aufzufinden war. Der Erlös der Kollekte wurde dann zum Crowdfunding hinzugefügt.

Andererseits hat Ko-Projektleiterin Dina ein Crowdfunding über die Stiftung I care for you gestartet, wo wir über weitere Kanäle unser Netzwerk versuchten zu mobilisieren, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Dies war uns besonders wichtig, zumal wir über unsere limitierte Anzahl Gäste hinaus noch viele Personen mehr erreichen wollten.

Ein Projekt von

Dina, Stephanie, Emanuel, Nicolas, Jeannine

Weitere Infos

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