Symbolbild Menschenhandel
Symbolbild Menschenhandel

Warum Asylsuchende besonders oft Opfer von Menschenhandel werden

Rückblick auf die Weiterbildung der FIZ

Immer mehr geflüchtete Menschen im Schweizer Asylverfahren sind Betroffene von Menschenhandel. In einer eintägigen Weiterbildung wurden Caritas-Mitarbeitende dafür sensibilisiert, wie Menschenhandel erkannt werden kann und wie man in Verdachtssituationen richtig handelt. Laura Panduri, Bildungsverantwortliche von youngCaritas Schweiz, hat an der Weiterbildung teilgenommen und gibt euch einen kurzen Einblick ins Thema.

Die Ausprägungen von Menschenhandel

Menschenhandel ist ein vielschichtiges Phänomen und umfasst verschiedene Formen der Ausbeutung. Personen werden durch Täuschungen, Drohungen und Gewalt in Zwangssituationen gehalten und ausgebeutet. Asylsuchende sind eine besonders vulnerable Personengruppe. Durch ihre prekäre Lebenssituation können sie in der Migrationsphase leicht Opfer von Menschenhandel werden.

Die Erkennung von Opfern von Menschenhandel im Asylbereich bleibt eine grosse Herausforderung. Viele Betroffene leiden unter Angst, Scham oder Traumata, was eine Selbstmeldung selten macht. Fehlendes Fachwissen und mangelnde Sensibilisierung erschweren es involvierten Akteur*innen, Betroffene zu identifizieren. Zudem ist das Asylverfahren belastend. Kurze Fristen verhindern den notwendigen Vertrauensaufbau. Der Zugang zu spezialisierter Traumatherapie ist schwierig und Menschenhandel wird in der Schweiz nicht als Asylgrund anerkannt.

Schutz und Unterstützung für Betroffene

Die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) setzt sich in der Deutschschweiz mit Beratungen für Migrantinnen ein, die in der Sexarbeit tätig sind oder häusliche Gewalt erfahren. Ihr Opferschutzprogramm für Betroffene von Menschenhandel basiert auf dem Opferhilfegesetz und bietet Schutzwohnungen an. Hier erhalten Betroffene neben Unterkunft auch psychosoziale Beratung, medizinische Versorgung und Unterstützung beim Aufbau einer neuen Perspektive. Nebst der Bildungsarbeit leistet die Fachstelle auch politische Arbeit.

Kritik an der aktuellen Praxis

Die Opferhilfe der Schweiz gilt nur für Menschen, die in der Schweiz selbst ausgebeutet wurden. Menschen, die auf der Flucht in Transit- oder Dublin-Ländern Opfer von Menschenhandel wurden, erhalten in der Schweiz kaum Schutz und werden in das zuständige Dublin-Land überstellt.

Da Menschenhandel ein sogenanntes Holdelikt ist, sind «First Responder» wie Polizei, Rechtsvertretungen und Sozialarbeitende entscheidend für die Identifikation von Opfern. Es braucht dringend mehr Aufklärung und Sensibilisierung, um Betroffenen frühzeitig Hilfe zu ermöglichen.

Was kannst du tun

Sobald ein Verdacht auf Menschenhandel besteht, sollte möglichst schnell eine Expert*in von einer der vier Fachstellen der Plateforme Traite kontaktiert und einbezogen werden. Eine erste Abklärung kann auch anonym erfolgen. Handle dabei aber möglichst immer in Absprache und mit dem Einverständnis der Betroffenen.

Du möchtest dich in weitere Aspekte rund um die Themen Migration, Flucht und Asyl vertiefen? Wir bieten dir mit dem MigrAction-Weekend eine kostenloses Weiterbildungswochenende an, welches dieses Jahr vom 18. - 21. September 2025 in Oberarth (SZ) stattfindet.

Bericht von Laura Panduri

Bildungsverantwortliche von youngCaritas Schweiz

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Titelbild: Symbolbild Menschenhandel © Pexels