Kidical Mass St. Gallen

Was hat euch zu diesem Projekt inspiriert?

Stau ist allgegenwärtig. Vor allem auf den Strassen der grösseren Schweizer Städte ist im Pendlerverkehr kaum noch ein Durchkommen möglich. Dabei wäre das Fahrradfahren nicht nur schneller, gesünder und weniger belastend für die Umwelt, es würde auch weniger zu stehendem Verkehr kommen, da ein Fahrrad viel weniger Platz als ein Auto benötigt. Es lohnt sich also aus verschiedenen Gründen mit dem Zweirad unterwegs zu sein. Baulich sind die Strassen der Stadt allerdings nur wenig für Fahrradfahrende auslegt. Sicherheit ist nicht immer gegeben und Fahrradwege enden einfach plötzlich. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, bildeten sich bereits 1992 die erste Critical Mass in San Francisco. Dabei handelt es sich nicht um eine Demonstration, sondern um ein erhöhtes Verkehrsaufkommen – viele Fahrradfahrende begeben sich als Masse in die Stadt und machen auf sich und die Missstände aufmerksam. Mittlerweile gibt es solche Bewegungen in bereits über 300 Städten und auch Abspaltungen für Kinder.
Die junge Generation – Kinder – sind unsere Zukunft. Aber auch sie fahren nur wenig Velo. Das muss sich ändern. Durch unser Projekt setzen wir mit Familien und Kindern ein Zeichen und machen darauf aufmerksam, dass die Strassen auch für fahrradfahrende Kinder wieder sicherer werden müssen. So können sich Gross und Klein gegen die Blechlawinen auf den Strassen und für eine nachhaltige Fortbewegungspolitik einsetzen. Uns ist ganz wichtig, dass die Kinder und Familien durch die Teilnahme an der Kidical Mass ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln und erfahren, dass es viele weitere Menschen mit ähnlichen Interessen und Anliegen gibt.

Welche Vision habt ihr für das Projekt?

Unser Ziel ist es Kindern, Jugendlichen, Familien und den anderen Teilnehmenden für die Dauer des Umzugs zu ermöglichen, mit dem Fahrrad oder ähnlichen Verkehrsmitteln sicher auf der Strasse unterwegs zu sein und ein Gemeinschaftsgefühl zu wecken. Ausserdem wollen wir Passant*innen, an welchen wir vorbei fahren, für unser Projekt und die fehlende Sicherheit auf den Strassen aufmerksam machen.

Was ist die genaue Projektidee?

Wir veranstalten mehrere Male im Jahr einen ca. 5 km langen Velo-Umzug für Kinder/Jugendliche und deren Familien sowie für alle Interessierten durch die Stadt St. Gallen. Dabei handelt es sich um eine bewilligte Veranstaltung. Durch die Polizei und das Organisationsteam werden laufend Strassen für eine kurze Zeit «gesperrt» (auch corken genannt ) und so für Sicherheit gesorgt. Somit sind die Strassen frei für die Mitfahrenden und alle können die sicheren Strassen auf ihrem Drahtesel geniessen. Begleitet werden wir durch (Live-) Musik. Vor oder nach dem Umzug bieten wir ein Rahmenprogramm (Veloschmücken, Zvieri, Feuerschale…). In anderen Städten in der Schweiz und auch in Deutschland werden ähnliche Projekte durchgeführt. Wir sind allerdings die einzige Regionalgruppe, welche immer ein begleitendes Programm bietet. Dadurch ermöglichen wir den Kindern und Begleitpersonen, sich mit anderen Interessierten zu vernetzen, sich auszutauschen und neben dem Fahrradfahren auch andere tolle Erlebnisse.

Wie wird/wurde das Projekt umgesetzt?

  • 21. August 2021 14:30-16:00 Umzug (Flyer ausmalen als Vorlage für nächste Plakate und Sticker, Live Musik von Simon Hotz, Zvieri)
  • 18. September 2021 14:30-16:00 Umzug (Zvieri und Livemusik von Simon Hotz und das grössere Übel)
  • 19. März 2022 14:30-16:00 Umzug (Feuer und Punsch)
  • 14. Mai 2022 14:30-16:00 Umzug (Veloschmücken)
  • 25. Juni 2022 14:30-16:00 Umzug (Zvieri und Biblio-Bike)
  • 24. September 2022 14:30-16:00 Umzug (Veloschmücken)
  • Kommende Kidical Masses: 19. November 2022 16:30-18:00 Umzug (Räbeliechtli schnitzen, Suppe)

Was ist für die Zukunft des Projekts geplant?

Unser Ziel ist es, dass sich die Strassenverhältnisse in der Stadt St. Gallen oder noch besser schweizweit zu verändern, sodass Fahrradfahren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sicherer wird (z.B. durch mehr Fahrradwege und -Strassen, besser einsehbaren Kreuzungen etc.). Uns ist aber durchaus bewusst, dass dieses Ziel bauliche Massnahmen und politische Entscheide voraussetzt. Zurzeit sieht es nicht nach solch schwerwiegenden Veränderungen und Entscheidungen aus. Uns genügt es jetzt bereits Personen zu sensibilisieren und diverse Menschen auf die mangelhaften Strassenverhältnisse aufmerksam zu machen und sie zu einem Umdenken zu bewegen. Im kommenden Jahr wollen wir wieder etwa fünf Kidical Mass veranstalten. Unser Ziel ist es 2023 das Rahmenprogramm noch anzupassen und Erlebnisse vor/nach dem Umzug anzubieten, welche allen Beteiligten Spass machen. Auch hoffen wir, durch gezieltere Werbung die Kidical Mass noch zu vergrössern und mehr Kinder, Jugendliche und Familien zu erreichen.
Im kommenden Jahr hoffen wir, dass wir intern eine Lösung für unsere Routenplanung finden. Diese gestaltet sich eher schwierig, da wir fast nur Bewilligungen für Quartiersstrassen erhalten und unsere Sichtbarkeit so minimiert wird. Möglicherweise werden wir das Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadt und der Polizei suchen. Langfristig wünschen wir uns, dass die Kidical Mass durch Kinder und Jugendliche mitgestaltet wird (ähnlich wie Kinderkonferenzen). Diesem Ziel müssen wir uns noch konkret annähern und motivierte Kinder suchen. Im März 2022 hat zum ersten Mal eine sehr junge Corkerin (12 Jahre) in Begleitung einer erwachsenen Person den Umzug abgesichert. Dies in Zukunft erneut und systematisch anderen jungen Menschen zu ermöglichen, wäre toll.

Was ist ein Highlight des Projekts?

Rückmeldungen von Kindern, die sich sehr gefreut haben, endlich einmal die Strasse «für sich zu haben» und ohne Bedenken sicher Velo zu fahren und Familien, die wiederholt an der KM teilnehmen.

Weitere Infos über das Projekt:

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