Kein Müller

Was hat dich zu diesem Projekt inspiriert?

Gerade mal sieben Jahre ist es her, als die Europäische Flüchtlingskrise ihren negativen Höhepunkt erreichte. Fast 80 Millionen Menschen waren per Ende 2019 auf der Flucht. Man nennt sie «Flüchtlinge» oder «Asylanten». Die Menschen werden verallgemeinert, werden abgebildet als anonyme Masse. Sie haben aber weder einen Namen noch ein Gesicht. Sie werden dargestellt, als wären sie keine Individuen, keine eigenständigen Personen. Für mein Projekt realisierte ich ein Printmagazin, so richtig aus Papier, zum Anfassen, zum Mitnehmen und zum Nachlesen. Inhaltlich geht es weder um Fakten, Argumente noch Positionen, sondern um die einzelnen Menschen.

Welche Vision hast du für das Projekt?

Gerade in der aktuellen Lage ist es umso wichtiger, Herr und Frau Schweizer einzuladen die Perspektive zu wechseln, zu sensibilisieren und Offenheit zu generieren. Denn die Spaltung der Gesellschaft überwinden wir nur, wenn wir uns mit der anderen Seite beschäftigen, sie ernsthaft kennenlernen, statt ihre Geschichten in der Zeitung zu überblättern.

Was ist die genaue Projektidee?

Inhaltlich geht es weder um Fakten, Argumente noch Positionen, sondern um die einzelnen Menschen, die in die Schweiz geflüchtet sind. Mit dem Magazin stelle ich nicht die Masse dar, sondern das Individuum selbst. Es werden keine tragischen Bilder gezeigt, keine Masse von Menschen. Sondern es zeigt den Menschen dahinter. Der Mensch, der hinter dem Wort «Flüchtling» steht. Design und ein heikles Tabuthema? Das ist  «Kein Müller». Die ästhetische Ausrichtung von «Kein Müller» ist modern, provokant und minimalistisch. Entsprechend viel Bedeutung wird dem Weissraum geschenkt. Und um die unterschiedlichen Geschichten auch gestalterisch hervorzuheben, wurden layouttechnisch verschiedene Variationen gewählt. So soll jeder Inhalt auch visuell seine eigene Geschichte erzählen. 

Wie wird/wurde das Projekt umgesetzt?

Das Printmagazin «Kein Müller» kreierte ich als meine Bachelorarbeit. Über sechs Monate lang brannte ich Tag für Tag für dieses Projekt. Mehr als dutzende Tassen Kaffees, schlaflose Nächte und Tränen nahm ich in Kauf, um « Kein Müller » zu realisieren. « Kein Müller » war für mich aber mehr als nur meine Bachelorarbeit. Seit September 21 vertreibe ich das Magazin und es wird inzwischen in mehr als 15 Buchläden in der ganzen Schweiz verkauft. Aber ich träumte noch grösser und meine Ideen sprudelten in meinem Kopf weiter. Ein Traum von mir war es, ergänzend zum Printmagazin eine multimediale Ausstellung zu kreieren. Deshalb habe ich mich am Designfestival in Bern beworben. An der Ausstellung habe ich in einem Mix aus physischen, multimedialen und interaktiven Elementen das Thema Geflüchtete in der Schweiz weitergezogen. Unterstützt durch Film-, Ton und VR-Anwendungen.

Was ist für die Zukunft des Projekts geplant?

Gerade in der aktuellen Lage ist es umso wichtiger, Herr und Frau Schweizer einzuladen, die Perspektive zu wechseln. Denn die Spaltung der Gesellschaft überwinden wir nur, wenn wir uns mit der anderen Seite beschäftigen. Sie ernsthaft kennenlernen, statt ihre Geschichten in der Zeitung zu überblättern. Es ist ein Thema, dass alle Schweizer*innen betrifft und deshalb ist es mir wichtig, dass wir uns damit Gehör erschaffen. Weiter geht es mit dem Projekt, indem weitere Magazine verkauft und multimediale Ausstellungen gemacht werden. Zusätzlich bin ich zurzeit am Überlegen, ob es ein «Kein Müller 2.0» geben wird. Oder ob es noch mehr in die digitale Welt gehen soll und die ukrainische Flüchtlingskrise aufgreift.

Was ist ein Highlight des Projekts?

Mein persönliches Highlight war es, die Interviews mit den beteiligten Personen zu führen, sie kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören. Dies waren sehr emotionale Tage, die mir aber gezeigt haben, dass meine Arbeit genau das ist, was ich am meisten liebe.

Weitere Infos über das Projekt:

Findest du auf der Webseite oder nimm mit Svenja Kontakt auf und vernetze dich mit ihr oder unterstütze das Projekt.