Erlebniswoche in der Kollektivunterkunft Bärgsonne

Was hat dich zu diesem Projekt inspiriert?

Soziale Ungleichheit ist ein Themengebiet, das mich immer wieder auf das Neue erschreckt und beschäftigt. 89.3 Millionen Menschen waren Ende 2021 mindestens auf der Flucht. 14'928 Asylgesuche wurden im Jahr 2021 in der Schweiz gestellt und nur 5'369 Personen erhielten eine Asylgewährung. Diese Zahlen sind für mich unverständlich und ich möchte mich zumindest für diese Menschen einsetzen, die es bis in die Schweiz geschafft haben. 
Durch das Freifach UNESCO in meinem Gymnasium kam ich auf das Angebot der Spielnachmittage in der Kollektivunterkunft. Die Mutter einer guten Freundin von mir rief dieses Projekt ins Leben und nach dem ersten Nachmittag in dieser KU, merkte ich, wie privilegiert ich bin. Ich informierte mich über den ganzen Integrationsprozess und entschied mich dazu, meine Abschlussarbeit diesem Thema zu widmen. Ich organisierte eine Projektwoche in der KU Hondrich und füllte die Woche mit verschiedenen Aktivitäten, damit jede*r dabei sein konnte. 

Welche Vision hast du für das Projekt?

Auf der einen Seite wollte ich den asylsuchenden Menschen eine besondere Woche ermöglichen, welche mit pädagogischem Hintergrund ihre Psyche stärken sollte. Zum anderen wollte ich mein Umfeld auf verschiedene Lebensstandards, Kulturen und Angewohnheiten sensibilisieren. 

Was ist die genaue Projektidee?

Mein Ziel war es, den Menschen, welche in unserer Gesellschaft oftmals auf Ablehnung stossen eine erlebnisreiche Woche zu bieten. Meine Vision war es, die geflüchteten Menschen mit alltagsnahen Aktivitäten zu inspirieren und neue Potenziale zu entdecken. Vorallem sollte diese Woche aber Freude bereiten und den Migrant*innen eine Abwechslung zum Alltag ermöglichen. Alleine konnte ich eine solche Woche jedoch nicht bewältigen und deshalb unterstützen mich meine Freund*innen bei diesem Programm. Ein weiterer Aspekt, den ich mit dieser Woche erreichen wollte, war die Akzeptanz und die Sensibilisierung zwischen den «einheimischen» und den geflüchteten Menschen. Mit diesem Projekt wollte ich meine Freund*innen sowie mein ganzes Umfeld, welches von dieser Projektwoche mitbekam, auf diese Ungleichheiten sensibilisieren und der Gesellschaft zeigen, wie einfach es wäre, wenn alle Menschen einander akzeptieren würden. Dazu realisierten viele Bekannte von mir, wie privilegiert wir eigentlich sind. Ich denke, meine Idee ist nicht neu, aber jedes Projekt, welches die Barriere zwischen verschiedenen Menschengruppen öffnet, ist wertvoll. Je mehr Aufmerksamkeit der Spalt zwischen den sozialen Ungerechtigkeiten bekommt, desto offensichtlicher wird das Problem und dadurch kommt man einer Veränderung in kleinen Schritten näher. 

Wie wird/wurde das Projekt umgesetzt?

Die Erlebniswoche dauerte vier Tage und fand in der ersten Frühlingsferienwoche in der Kollektivunterkunft Hondrich statt. Jeden Tag gab es ein Thema und dazu haben wir verschiedene Aktivitäten ausgeführt. Die Tage waren in ein Bastel-, Sport-, Spiel- und Musiktag eingeteilt. Meine Helfer*innen und ich waren täglich ca. 4 Stunden in der KU. Die KU mit einer unbestimmten Anzahl von Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten, Alter und mit ganz verschiedenen Sitten und Prinzipien zu verlassen, schätzte ich als zu riskant ein. Deshalb entschied ich mich bewusst dazu, alle Aktivitäten in der KU selbst durchzuführen. Durch den grossen Garten und den Wald gerade vor dem Haus wurde dies zum Glück nicht zum Problem. 

Was ist für die Zukunft des Projekts geplant?

Mein Projekt war eine einmalige Aktion. Ich denke, die Personen, die mich bei diesem Projekt unterstützten, sind sehr sensibilisiert auf diese Thematik und werden sich deshalb anderen Menschen gegenüber offen verhalten. Ich hoffe, dass die geflüchteten Menschen der KU neue Potenziale entdecken konnten, doch ich bin ziemlich zuversichtlich, da ich beim Wiederkehren in die KU immer Song’s vom Musiktag oder Kunstwerke mit den Materialien des Basteltages zu sehen/ hören bekam.
Ich hoffe, dass ich bei meiner Präsentation der Abschlussarbeit einige Schüler*innen dazu inspirieren kann, sich ebenfalls bei den Spielnachmittagen in Hondrich zu engagieren. 

Was ist ein Highlight des Projekts?

Ein Junge, der fast kein Deutsch sprach, kam nach dem Konzert, welches ich mit einem Orchester zusammen spielte, zu mir und sagte in einem perfekten deutschen Satz: «Diese Musik war so schön. Danke» Es berührte mich sehr. Solch kleine schöne Momente gab es unzählige.

Weitere Infos über das Projekt:

Nimm Kontakt auf und vernetze dich mit Jael.