One Happy Family Center

Was hat euch zu diesem Projekt inspiriert?

Seit dem EU-Türkei Deal im März 2016 müssen alle auf den griechischen Inseln ankommenden Personen ihr Asylgesuch vor Ort stellen und dürfen die Inseln nicht verlassen. Die Situation auf den Inseln und auf Lesbos wird stetig schlechter, die Camps immer voller und die Menschen sind immer mehr physischen und psychischen Schwierigkeiten ausgesetzt. Die Camps sind überfüllt (aktuell leben in Moria wieder mehr als 8'000 Menschen), somit ist das Essen knapp, die Hygienezustände und medizinische Versorgung schlecht. Viele Menschen sitzen teilweise seit mehr als zwei Jahren unter unmenschlichen Bedingungen auf der Insel fest und warten auf einen Bescheid ihres Asylgesuchs.

Was ist eure genaue Projektidee?

One Happy Family (OHF) betreibt eine "alternative" Art von humanitärer Hilfe, die so auf der Insel Lesbos noch nicht existiert. "Mit ihnen, statt für sie" lautet unser Grundsatz. Das heisst, dass das Community Center nicht von Freiwilligen für die Flüchtenden, sondern von den Flüchtenden selbst in Zusammenarbeit mit vielen Freiwilligen geführt wird. Jeder kann sich einbringen, Verantwortung übernehmen, Projekte starten, mithelfen oder auch einfach nur zu Besuch kommen. Beobachtet man die psychische Situation der Leute in den Flüchtlingscamps auf Lesbos, merkt man schnell, dass das Hilfesystem der grossen Organisationen viele Bereiche nicht abdeckt. In den Lagern sind Gewalt und Depressionen auf dem Tagesprogramm, was zur stetigen Verschlechterung der Situation führt. Genau diese Lücke versucht das OHF zu füllen, denn wir sind überzeugt davon, dass "happy people do good things"! Kann sich ein Mensch entfalten, hat er was zu tun, kann er für sich selbst schauen und Dinge selbst entscheiden, ist er ein Stück glücklicher und tut somit Gutes. Seit Beginn des Projekts haben wir nur wenige Gewaltausbrüche erlebt. Die Menschen aus den Camps haben also einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen können. Natürlich hoffen wir, dass unsere Besucher die gute Stimmung abends mit ins Camp tragen und haben so auch indirekt einen Einfluss auf die Situation im Camp.

Was sind eure konkreten Aktivitäten?

Innerhalb des Community Centers gibt es aktuell 22 Projekte, welche auf Wunsch und Initiative der flüchtenden Menschen entstanden sind. Erwähnenswert sind insbesondere die Schule, eine Outdoor-Küche, die bis zu 1000 Mahlzeiten pro Tag serviert, ein Café, ein Sportplatz mit Gym, ein Kinderspielplatz, ein Frauenhaus und ein Shop. Um den Menschen ein Stück Normalität zurückzugeben, haben wir eine lokale Währung eingeführt, den Drachma. Jeder Besucher erhält beim Betreten des Gebäudes einmal täglich zwei Drachmen (Kinder erhalten 1 Drachma) und kann selbst entscheiden, wie er diese für die besonderen Angebote (Coiffeur, Schneider, Shop für Hygieneartikel, Café, Shisha-Lounge) einsetzen will. Alle anderen Projekte sind für alle jederzeit zugänglich, unabhängig von Drachmen.

Im Jahr 2017 haben über 49'000 Menschen von Juni - Dezember das Community Center besucht. Aktuell, bis Ende August 2018, waren bereits mehr als 100'000 Besucherinnen und Besucher im Community Center. Diese Zahlen beruhen auf unserem Banksystem. Somit werden nur die Personen erfasst, die sich Drachma holen. Infolge dessen ist die wirkliche Zahl der Menschen auf dem Gelände höher anzusiedeln.

Weitere Infos


Projektteam

Fabian, Tamara, Fanny, Nicolas, Lukas, Nina, Jael