Pfasyl
Pfasyl – Pfadi und Asyl, ermöglicht jungen Menschen mit verschiedenen Aktivitäten jeweils kurz aus ihrem von Flucht geprägten Alltag auszubrechen. Dabei werden interkulturelle Berührungsängste abgebaut und Spass verbreitet.
Lukas, Micha, Rosa-Lynn, Jana, Nora, Fiona, Jules, Lucia, Johannes, Alina, Martin und Yves
2017
Impressionen
Interview
Was hat euch zu diesem Projekt inspiriert?
Im Zuge der ausgeprägten Fluchtbewegungen 2015/16 waren viele gesellschaftliche und staatliche Institutionen mit den vorübergehend hohen Zahlen Aslysuchender überfordert. So war die Situation auch in vielen Schweizerischen Durchgangszentren, wie zum Beispiel dem Hirschpark in Luzern, herausfordernd. Dank den engagierten Mitarbeitenden des Hirschparks konnten einige Effekte abgefedert werden, jedoch blieb das Problem der Überbelegung und den daraus resultierenden Spannungen bestehen. Das Zusammenleben vieler Kulturen auf engstem Raum unter prekären Bedingungen traf die Kinder der angekommenen Familien am härtesten; sie hatten keinen Platz drinnen zu spielen, und auch draussen waren die Möglichkeiten eher begrenzt. Generell fehlten ihnen die sozialen Bindungen, um sich zu entfalten. Zudem waren sie durch die Verhältnisse im Durchgangszentrum ständig mit ihrem Fluchthintergrund konfrontiert. Daher waren die «Auszeiten», welche die Kinder von ihrem Alltag nehmen konnten, relativ dünn gesät. Genau im Kontext der Flucht und den daraus resultierenden Traumata ist es für Kinder eminent wichtig, neben der Familie, die durch die Situation relativ gefordert ist, Angebote ausserhalb des Durchgangszentrums (DGZ) wahrnehmen zu können.
Was ist eure genaue Projektidee?
Es ist eines der Kernanliegen von Pfasyl, dass diese Kinder Kontakt zu jungen Menschen in ihrem Gastland erhalten, die sich für sie interessieren und ihnen Möglichkeiten bieten, unsere Kultur, die Sprache und das Leben bei uns kennenzulernen. Kinder mit unterschiedlichsten Hintergründen finden in der Gruppe einen Platz, wo sie für kurze Zeit einen Gegenentwurf zu ihrem Alltag als Geflüchtete erleben. Sie lernen sich in diesem Rahmen untereinander zu verständigen, zu teilen, beim Spielen zu kooperieren, Rücksicht zu nehmen und gemeinsam mit uns Spass zu haben.
Was sind eure konkreten Aktivitäten?
Seit März 2016 verbringen wir so jeden zweiten Sonntagnachmittag mit ungefähr 20 Kindern und Jugendlichen. Dabei stehen meist pfadiähnliche, thematische Anlässe auf dem Programm, bei denen das Erlebnis im Vordergrund steht (Sport, Basteln etc.). Es ist uns bewusst, dass wir im Rahmen dieser lokalen Initiative nur einen eher bescheidenen Beitrag zur Integration der Geflüchteten leisten können. Da die Kinder stets «unter sich» bleiben, ist der Kontakt zur neuen Heimat auf die Interaktion mit den Leitungspersonen beschränkt. Aus dieser Überlegung haben wir unser Projekt auf zwei weitere Aspekte, nebst den zweiwöchentlichen Anlässen, ausgeweitet. Einerseits soll Pfasyl ein Medium sein, welches die interkulturellen Berührungsängste zwischen den Geflüchteten und dem schweizerischen Vereinsleben abbaut. So haben wir ein System aufgebaut, welches erlaubt, Kinder aus dem Durchgangszentrum später in den Kantonen in lokale Pfadi- oder Jubla-Abteilungen zu integrieren. Andererseits leisten wir Informations- und Motivationsarbeit in der Öffentlichkeit. Es freut uns, dass die Grundstruktur, welche wir entwickelt haben, auch Potential für andere Asylzentren aufweist. So konnten wir im September 2017 eine zweite Pfasyl-Abteilung eröffnen und realisieren unser Projekt nun auch mit dem Durchgangszentrum Rothenburg.
Weitere Informationen
Titelbild: © Pfasyl