Flucht aus dem Iran in die Schweiz
In drei Podcast-Folgen werden die Hörer*innen auf Masamas Reise aus dem Iran über die Türkei nach Lesbos und schliesslich in die Schweiz mitgenommen. Die Hörer*innen lernen über grundlegende Migrationsabkommen und weitere Hintergründe.
Lena Heimhalt
2022
Impressionen
Interview
Was hat dich zu diesem Projekt inspiriert?
Die Situation von Geflüchteten liegt mir persönlich sehr am Herzen. Ich engagiere mich bei einer Gruppe von youngCaritas, die Spielnachmittage für geflüchtete Kinder in Embrach organisiert und bei der SAO Association für geflüchtete Frauen. Als ich im September 2020 von dem Brand im Flüchtlingslager Moria hörte, traf mich das sehr: Die Misere, in der die Menschen seit Jahren leben müssen. Die damaligen Hygienezustände, die praktisch nicht vorhanden waren, obwohl eine Pandemie um das Lager und auch in dem Lager tobte. Die Berichte von Familien und Pfleger*innen. Die Reaktionen anderer EU-Staaten, die sich weigerten zu handeln. Das neue Lager. Als ich zu recherchieren begann, um mehr zu erfahren, sah ich mich mit einem riesigen globalen Problem konfrontiert. Allein schon die Bilder der «Flüchtlingsscharen» reichten aus. Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass man diesen einzelnen Brand als einzelnen Vulkanausbruch begreifen kann, unter dem eine riesige Masse an Lava-Problemen brodelt. Mir wurde es zu einem Anliegen, diese ganze Flüchtlingsthematik in diesem Raum so verständlich wie möglich aufzuschlüsseln und zu der Aufklärungsarbeit einen Beitrag zu leisten.
Welche Vision hast du für das Projekt?
Einen kleinen Stein im Aufklärungsfundament unserer Gesellschaft darzustellen und so den Menschen neue Perspektiven zu eröffnen.
Was ist die genaue Projektidee?
In insgesamt drei Podcast-Folgen à mehr oder weniger 60 Minuten werden die Hörer*innen auf Masamas Reise aus dem Iran über die Türkei nach Lesbos und schliesslich in die Schweiz mitgenommen. Die erste Folge bildet das Wissensfundament, auf das in den weiteren Episoden aufgebaut wird. Die HörerInnen lernen über grundlegende Migrationsabkommen und beispielsweise, wie der Begriff «Flüchtling» definiert ist. Masama erzählt von ihrer Flucht, von ganz praktischen Aspekten (wie man allgemein vorgeht...) und ihrer eindrücklichen Schlauchboot-Überfahrt nach Lesbos. Diese einzelnen Elemente sind stets eingebettet in «objektive» Informationen zu der politischen Lage in der Türkei, dem Umgang mit Geflüchteten und die dadurch entstehenden Probleme.
In der zweiten Folge erzählt Masama von ihrem Alltag im Lager Moria. Sie beschreibt die Toilettenanlagen, die Schlafplätze, die Essensschlange und die Kriminalität. Berichte von beispielsweise Ärzte ohne Grenzen geben diesen persönlichen Erfahrungen einen Rahmen. Auch thematisiert wird der grosse Brand im Herbst 2020 und wie es danach weiterging.
In der dritten Folge treten wir einen Schritt zurück und betrachten die Situation aus dem Blickwinkel der Einheimischen, NGOs und der Politik. Es werden Probleme übersichtlich zusammengefasst und Lösungsansätze diskutiert. Dazu erzählt Raquel Herzog, Gründerin der NGO SAO Association, von ihrer Arbeit als Organisation, die Frauen auf der Flucht hilft. Sie ordnet die Probleme nochmals aus einer anderen Perspektive ein und spricht aus langjähriger Erfahrung und Mittelglied zwischen den Geflüchteten und den Staaten. Auch wird ein Blick auf die Schweiz geworfen und Masama äussert ihre persönlichen Wünsche an die Menschen in ihrem Ankunftsland.
Als Medium entschied ich mich für den Podcast, da er tontechnisch viel Spielraum zulässt und aktuell sehr beliebt ist.
Einzigartig ist, dass man nach dem Hören einen breiten, tiefen und weiten Überblick über die Situation hat. Das Medium bietet die Möglichkeit, tiefgründig in das Thema einzutauchen und zeitlich frei bleiben zu können. Ausserdem werden stets Anlaufstellen für Handlungsmöglichkeiten und Angebote, sich weiterzubilden, genannt.
Wie wird/wurde das Projekt umgesetzt?
Den Podcast habe ich als Maturarbeit an der Kantonsschule Limmattal produziert. Gemeinsam mit meiner Betreuerin Seraina Jones-Staub erarbeitete ich ab Januar 2021 ein Konzept für das Projekt und begann anschliessend mit den Recherchen. Im Sommer 2021 traf ich mich mit meinen beiden Gesprächspartnerinnen, bereitete Fragen vor und nahm die Konversationen auf. Es folgte das Skript-Schreiben, das Ein- und Übersprechen. Als Abrundung des Projekts gestaltete ich den Jingle, also die kleine Anfangsmelodie, und ein Podcast-Cover. Im Dezember 2021 fanden die Maturarbeitspräsentationen statt, auf die im Februar 2022 die Bewertung und damit der Abschluss dieses tollen Projekts folgte.
Was ist für die Zukunft des Projekts geplant?
Die Rolle der Medien ist enorm. Sie recherchieren, bereiten auf, informieren und hinterfragen kritisch. So soll auch der Podcast ein kleiner Stein in dem Aufklärungsfundament sein, der unserer Demokratie zugrunde liegt. Durch das Informiertsein können sich die Hörer*innen selbst eine Meinung bilden und so wie ich zu Beginn ihren Platz in der Thematik suchen. Die Klarheit und Übersichtlichkeit des Podcasts, der jeden Wissensstand an die Hand nimmt, kann hierbei zu einem aufgeklärterem Denken beitragen – und vielleicht zum eigenen Handeln motivieren.
Ich bin sehr gespannt auf die Vernissage in der Helferei, die Gespräche mit den Besucher*innen und ihre Reaktionen. In der Zukunft würde ich gerne mehr derartige Aufklärungsprojekte machen, Hintergründe aufzubereiten und so ein «rundes Ganzes» versuchen zu schaffen. Ab 23 Jahren kann man bei SAO als Freiwillige*r in einem der beiden Zentren in Griechenland helfen. Ich würde es eine sehr spannende Erfahrung finden, das, womit ich mich lange auseinandergesetzt habe, noch einmal anders und hautnah zu erleben.
Was ist ein Highlight des Projekts?
Das Gespräch mit der Geflüchteten Masama hat mich zutiefst beeindruckt. Sie war sehr offen, reflektiert, nachdenklich und hat doch stets gelächelt, auch wenn das Erlebte sie hätte verbittert wirken lassen können.