«Mit mir» Patenschaften

Armut in der Schweiz ist oft unsichtbar; manchmal scheint es beinahe inexistent. Trotzdem ist es Tatsache, dass auch viele Kinder, genauer gesagt 5,2 % der Jugendlichen unter dem 17. Lebensjahr, armutsbetroffen sind. So kann es selbstverständlich geschehen, dass vielen Eltern, welche sich anstrengen, den Kopf über Wasser zu halten, wenig Zeit für ihre Kinder übrig bleibt.

Mit diesem Gedanken hat Caritas Zürich im Jahr 2003 das Patenschaftsprojekt „mit mir“ kreiert. Ziel des Projekts ist, Kindern von armutsbetroffenen Familien mit freiwilligen Gotten und Göttis in Kontakt zu setzen. Die Patenkinder sind dabei zwischen drei und zwölf Jahre alt. Um das «mit mir»-Projekt exemplifizieren zu können, habe ich in einem Interview der Patin Simona einige Fragen gestellt.

Die Dreiundzwanzigjährige Simona ist seit Dezember 2020 Patin der jetzt 10-jährigen Sophie* (Name geändert). Da Simona neben ihrem Beruf in der Kindertagesstätte als Betreuerin und dem Psychologiestudium an der Universität noch Zeit zur Verfügung hatte, beschloss sie, sich bei «mit mir» zu bewerben. Als ihr dann Sophie als Patenkind zugeteilt wurde, folgten direkt die Organisation von Terminen für die ersten Zusammentreffen.

Bei den ersten zwei oder drei Treffen sei natürlich auch Sophies Mutter dabei gewesen, sagt sie, und da Sophie ein recht schüchternes Mädchen sei, habe anfangs sowohl ein mentaler als auch ein «räumlicher» Abstand zwischen den beiden geherrscht. Doch letztendlich wurde auch dieses Hindernis überwunden. Hauptsächlich besteht Simonas Rolle als Patin darin, mit Sophie Aktivitäten zu unternehmen und für sie da zu sein. Sie treffen sich zwei- bis dreimal pro Monat und gehen beispielsweise gemeinsam ins Trampolino oder in den Zoo. «Und weil es Dinge sind, die mir selber ebenfalls Spass machen, tue ich das gerne», erzählt Simona.

Je nachdem können Ihre Treffen entweder einen halben oder einen ganzen Tag dauern, doch Halbtage von mindestens 5 Stunden kommen am häufigsten vor (z. B. 10–16 Uhr). Wichtig sei dabei die Regelmässigkeit der Zusammentreffen, und dass die zeitlichen Intervalle zwischen ihnen nicht zu gross werden. Es nütze nicht viel, wenn das Patenkind ihre Gotti einmal im August, zunächst erst im November sehe.

Finanziert werden die Treffen offiziell durch Caritas Zürich. Pro Treffen erhält Simona ein Budget von 20 Franken, im Jahr wird ihr eine grössere Summe zugeteilt. Da sie aber keine Lust habe, sich in den Quittungen und Rechnungen ihrer Ausgaben zu vergraben und diese zu dokumentieren, zahle meistens Simona selbst.

Simona findet, sie sei für Sophie nun eine Bezugsperson und ein Vorbild, sowie eine Freundin auf gleicher Augenhöhe geworden. «Ab und zu gehe ich sie nach der Schule abholen und bringe sie zu mir nach Hause. Sie findet es eindrücklich, wie ich mit dreiundzwanzig schon alleine wohne, arbeite oder allgemein unabhängig bin.» Nichtsdestotrotz versuche die Patin, des Mädchens Beziehung mit ihrer relativ grossen Familie nicht zu stören.

Ich hoffe, mein Artikel konnte das «mit mir» Patenschaftsprojekt einigermassen besser veranschaulichen. Könnten Sie sich vorstellen, wie Simona beim Projekt mitzumachen, um einem armutsbetroffenen Kind beizustehen? Für weitere Informationen darüber und jegliche Kontaktpersonen können Sie die offizielle Webseite benutzen.

Verfasst von Alexander Sahatci, Februar 2023