Sans-Papiers in der Schweiz?

Kein Mensch ist illegal?
Nein? Doch? Sans-Papiers kommt aus dem Französischen und bedeutet Papierlose/r. Sans-Papiers sind also Migrant*innen ohne amtlich geregelten Aufenthaltsstatus.Doch Sans-Papiers hätten Rechte, sogar ganz viele. Sans-Papiers haben das Recht auf Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen und zu einer Sozialversicherung. 

Wo liegt dabei das Problem?
Das grundsätzliche Problem für Sans-Papiers liegt darin, diese Rechte einzufordern. Um ihre Rechte oder Leistungen zu erhalten, müssen sie oft ihre "Illegalität" preisgeben. Darauf droht eine Meldung beim Migrationsamt, was leider eine Inhaftierung oder sogar eine Ausschaffung nach sich ziehen kann. Was die Situation zusätzlich kompliziert, ist das zweite grosse Problem: Oftmals kennen Sans-Papiers schlicht und einfach ihre Rechte nicht. Daher tritt dieses "worst-case-scenario" regelmässig auf.
Um diesen Problemlagen entgegenzuwirken, gibt's die SPAZ (Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich). Diese Organisation will Sans-Papiers helfen, sie über ihre Rechte zu informieren und diese einzufordern. Die SPAZ will zusätzlich, dass dieses Problem mehr ins Licht gerückt und die Zivilgesellschaft über die missliche Lage von Sans-Papiers aufgeklärt wird. So entstand im Jahre 2015 der Audiorundgang an der Kalkbreitenstrasse. Dieser Rundgang, welchen man über die dazugehörige APP (Name: Blauzahn) starten kann, dauert rund 40 min. Man kann mit seinen Kopfhörern im Ohr in die Welt und Erzählungen von und über das Leben eines Sans-Papiers eintauchen.
Viele erschreckende Zahlen rütteln einen wach, wie zum Beispiel, dass in rund jedem 17. Haushalt in der Stadt Zürich ein Sans-Papier angestellt ist. Ausserdem erfährt man mehr über die unscheinbareren Dinge, die ein Mensch ohne geregelten Aufenthaltsstatus in seinem Alltag beachten muss. Wie zum Beispiel, dass ein Sans-Papier so gut wie nie öffentliche Verkehrsmittel benutzen kann, weil sie Angst haben müssen, kontrolliert zu werden.
Wenn auch ihr noch mehr über den Alltag eines Sans-Papiers erfahren möchtet, macht den Rundgang doch auch!

Wie geht es nun weiter?
Ende 2018 haben verschiedene Organisationen den Vorschlag einer CityCard eingereicht. Diesen hat der Stadtrat abgelehnt. Die CityCard sollte Sans-Papiers den Zugang zu öffentlichen und privaten Leistungen ermöglichen, ohne dass dabei eine Verhaftung und Ausschaffung droht. Trotzdem möchte der Stadtrat die Lebensumstände von Sans-Papiers verbessern. Der Zugang zu städtischen Leistungen soll erleichtert werden und die Gesundheitsversorgung von Nicht-Krankenversicherten soll verbessert und abgesichert werden.
Nichtsdestotrotz stehen die Bemühungen keineswegs still. Es gibt immer wieder Versuche eine CityCard einzuführen! Das Problem bei der Durchsetzung ist vor allem das folgende: Wenn das Prinzip einer CityCard funktionieren sollte, müssten alle Bewohner*innen der Stadt eine solche Karte besitzen. Ansonsten würde man als Sans-Papiers seine Identität ja preisgeben. Um diesem logischen Problem entgegenzuwirken, könnte man die CityCard auch als Ermässigungskarte, zum Beispiel für kulturelle Anlässe, benützen, sodass alle davon Gebrauch machen können. Heute ist die Organstation ZüriCityCard immer noch aktiv. Die Organisation verkauft momentan Supporter Karten, um endlich die Umsetzung durchzusetzen.