Lachs mit Pilzen

Es ist kalt, nass, ich bin nervös. Über meinem Kopf der Schirm. Er ist himmelblau, ein krasser Gegensatz zum trüb grau des Himmels. Neben mir zwei Personen, die zackig gestikulierend und laut sprechend vor dem Caritas Lebensmittelmarkt stehen. Fast 9.45 Uhr und nun endlich kommt ein älterer Herr, stellt sich als Jorge vor und ich werde rasch weg von der Strasse in den Caritas Lebensmittelmarkt geführt. Ein Mann, dessen Name ich vergessen habe, drückt mir drinnen direkt ein komisches Gerät in die Hand und sagt «stell eifach uf 1.20.-» und geht. Nun bricht der Schweiss aus jeder einzelnen noch so kleinen Schweissdrüse meines Körpers. Ich drehe wie eine Wilde an dem komischen Gerät herum bis nichts mehr ist wie es war und schäme mich dafür, diese eigentlich simple Maschine, auf der auf einem kleinen Zettel der Preis ausgespuckt und auf das nächstbeste Produkt geklebt wird, nicht richtig bedienen zu können. Bald lösen sich die schweissbeklebten Sorgen jedoch in Luft auf. Der Mann kommt zurück, stellt alles wieder in Ordnung und mich auf stabile Beine. Der Rest des Morgens vergeht wie im Flug. Mit dem belesenen und extrem wissensbegierigen Jorge diskutierend, besichtige ich das Lager, schaue ihm an der Kasse zu und räume Regale ein. Alle Mitarbeiter sind sehr nett, interessant und grundverschieden. Mir wird so viel Vertrauen geschenkt, dass ich mich am Nachmittag in den bequemen schwarzen Sessel an der Caritas Kasse setzen darf, wo ich jedoch schnell bemerke, wie stressig diese Arbeit doch eigentlich sein kann, trotz des gemütlichen Sessels. Dennoch mag ich sie. «Lachs mit Pilzen an einer Rahmsauce!» Worte einer älteren Besucherin, nachdem diese sich einen Lachs, eine Seltenheit im Laden, gekauft hatte Die Produkte dort sind nämlich nicht fix, genauso wenig wie die Arbeiter, die sobald sie eine neue Stelle haben, schnell weg sind, genau wie der Lachs. Die Stimmung im Markt ist offen, locker. Einmal kommt eine Frau rein, die eine grosse Show abzieht und mit lauter Stimme erzählt, aber es gibt auch in sich gekehrte Leute, die eher nicht auffallen möchten. Immer wieder kommt ein riesen Schub an Menschen, ich arbeite wie ein Turbo und komme in einen berauschenden Flow. Irgendwann ist es Zeit, ich verabschiede mich bei allen und bin wieder draussen. Jetzt stehe ich vor dem roten Backsteingebäude, das mir anfangs Nervosität und Schweissausbrüche, schlussendlich aber eine extrem spannende und wertvolle Erfahrungen sowie interessante Gespräche und Lebensgeschichten beschert hat. Ich spanne meinen himmelblauen Schirm wieder auf, der meine Laune wiederspiegelt. «tschau»

Luisa S., Gymnasium Zürich Wiedikon